Köln, Oktober 1944
Mensch, ärgere dich nicht!“ Belustigt, aber mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton wies Anton seinen Bruder zurecht und wischte mit einem Streich die rote Spielfigur vom Brett.„Das kriegst du zurück!“, sagte Karl leicht beleidigt und schaute mit bangen Augen auf den kleinen, handgeschnitzten Holzwürfel, der über den Rand des Spielfelds kullerte und wieder eine Sechs zeigte.
„Und… raus mit dir!“, zischte Anton und schnippte auch Karls zweite Figur, die der ins Rennen geschickt hatte, vom Feld. Sie flog im hohen Bogen auf die graue Decke, auf der sie saßen, und kullerte weiter ins Gras.
Als Anton grinsend hinterherschaute, wie das kleine rote Männchen zwischen den Gänseblümchen verschwand, sah er nicht, wie Karl sich von der Seite wütend auf ihn stürzte. Schon hatte ihn sein Bruder am Kragen seines braunen Hemdes gepackt und zog das Halstuch immer enger. Sein Blick wurde plötzlich eiskalt und hasserfüllt. Ja, kämpfen konnte Karl gut, das hatte er in der Hitlerjugend gelernt. Aber Anton war ihm auch dort ebenbürtig. Blitzschnell packte er mit der rechten Hand an Karls Oberarm in Höhe der Armbinde und mit der linken an die Koppel und warf ihn mit einer Körperdrehung nach rechts ins Gras.